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Von der Sand-Mafia bedroht

Er gehört zum Surfurlaub wie das Meer und die Wellen: der Strand. Besonders auch Badende lieben ihn weich, weiß und sandig. Die Zehen tief zwischen den warmen Körnchen zu vergraben ist ein wundervolles Gefühl. Kinder (und auch Erwachsene) können stundenlang mit dem Bau von Sandburgen beschäftigt werden. Kurzum: Ein Urlaub am Sandstrand gilt für Viele als perfekt. Doch in letzter Zeit bekommt das geflügelte Wort „wie Sand am Meer“ eine ganz neue Bedeutung. Die Sand-Mafia wird zunehmend zur Bedrohung für die Strände dieser Welt. Ja, ihr habt richtig gelesen – die SAND-MAFIA. Klingt auf den ersten Blick ziemlich merkwürdig, schließlich gibt es genug Sand für alle auf dieser Welt. Könnte man jedenfalls meinen. Doch wer sich etwas ausgiebiger mit dem Thema beschäftigt, wird merken: Sand ist eben nicht gleich Sand.

Sand so weit das Auge reicht - für die Baubranche ist das Wüstengold aber nutzlos. Für Gebäude, Straßen & Co. wird grobkörnigerer Sand benötigt.

Der weltweite Verbrauch von Sand steigt seit Jahren immer weiter an. Der Grund: Sand ist in vielen verschiedenen Produkten enthalten, angefangen bei Klebstoff und Farbe, über Glas, bis hin zum Sandstrahlen bei der Jeansherstellung. Der meiste Sand wird aber im Gebäude- und Straßenbau benötigt. 200 Tonnen Sand bedarf es allein für den Bau eines mittelgroßen Einfamilienhauses. Und weil die Weltbevölkerung ja bekanntlich immer weiter ansteigt, werden natürlich auch mehr Häuser und andere Gebäude, Straßen und Brücken benötigt – und damit steigt eben auch der Sandbedarf.

Das Problem mag manchen absurd erscheinen, schließlich gibt es in den Wüsten dieser Erde massenhaft Sand, der doch eigentlich ausreichen müsste. Das Problem: Wüstensand ist zur Betonherstellung nicht geeignet, da er durch den ständigen Wind zu fein und rundgeschliffen ist. Der raue Sand aus dem Meer ist dagegen perfekt, deshalb ist zum Beispiel eine Wüstenstadt wie Dubai ironischerweise vom Sandimport abhängig.

Wie immer wenn ein Gut knapp wird, floriert der kriminelle Handel damit. So ruft auch der sich allmählich abzeichnende Mangel an Sand die Sand-Mafia auf den Plan. Manche Länder, wie zum Beispiel Indonesien, Kambodscha und Vietnam haben den Sand-Export mittlerweile verboten. Seitdem boomt der Schmuggel. Leider interessieren sich die „Sandräuber“ nicht dafür, welche Folgen ihr Handeln nach sich zieht: Denn der übermäßige Abbau von Sand verursacht gigantische Umweltprobleme. In Meeren und Flüssen sind hochkomplexe Ökosysteme vorhanden, in die durch Sandabbau eingegriffen wird – und das Gleichgewicht gerät im schlimmsten Fall in Schieflage.

Für unsere geliebten Sandstrände bleibt das natürlich auch nicht ohne Folgen. Schließlich verschwinden ganze Inseln im Meer (auf den Malediven sind es bereits 12). Auch in Marokko, das bei Surfern sehr beliebt ist, sind schon einige Strände von der Landkarte verschwunden. Stattdessen sind dort nun Küsten zu finden, die an eine Mondkraterlandschaft erinnern. Neben den Veränderungen der Natur wird also auch den Urlaubern und den Locals ein entscheidender Teil der Lebensqualität genommen. Wichtig ist vor allem, dass das Bewusstsein für dieses Problem in der Bevölkerung und auch in der Politik geschärft wird – denn bislang klingt die Sand-Mafia für Viele eher noch wie ein Witz.

Videos, Fachtexte und Interviews zum Thema gibt es unter https://future.arte.tv/de/thema/straende-gefahr.